Dienstag, 11. November 2008

Allende und die Chicago Boys - Santiago, 17.10.2008

Wieder früh am Morgen werden wir zu unserem Flug nach Santiago de Chile abgeholt. Erst werden wir 100 km durch die Wüste gefahren, bis zu dem prosperierenden Minenstädchen Calama - dann warten wir am Flughafen.



Calama ist Copper-Boomtown mit immer neuen "Residencias" und Industriegebieten. Aber Platz gibt es genug hier in the "Middle of Nowhere".




Vom Flughafen Santiago, recht klein für diese Millionenstadt, fahren wir über die neue Stadtautobahn ins "Künstlerviertel" Bellavista, wo wir untergebracht sind. Das Hotel del Patio ist in einem alten Kontorgebäude in der ersten Etage eingerichtet und als Designhotel deklariert. Leider stimmen Anspruch und Wirklichkeit nicht überein. Das Hotel ist laut, das Zimmer eine mit Starck-Designerwaschtisch aufgemöbelte Besenkammer und das Personal "Jung und Hübsch" - aber Unfähig oder Arrogant! - Berlin, Prenzlauer Berg in Santiago.


Wir machen einen Stadtrundgang und fahren hoch zum San Christobal Hügel mit seiner Marienstatue (der Papst war auch schon da!). Der Ausblick über Santiago ist es wert, die Statue der Hl. Maria ist eher französischer Lourdes-Kitsch.





In der Stadt fahren wir mit dem neuen städtischen Bussystem, das die alten "Freibeuterdiesel à la Lima" abgelöst hat. Die Busse sind zwar sicherer und sauberer (Erdgasantrieb) aber die Santiago's können sich einfach nicht an Fahrpläne gewöhnen.

An der Moneda, dem Präsidentenpalast dürfen wir nach Passkontrolle auch in den Innenhof. Die Polizisten haben geschniegelte leuchtend weisse Uniformjacken und blankpolierte Stiefel, die Polizistinnen sind auffallend hübsch, geschminkt und tragen kleine Perlenohrgestecke.





Nichts erinnert an den Angriff der Putschisten im September 1973 und den provozierten Freitod Allendes, sowie die vielen tausende Chilenen die unter der Diktatur starben oder ins Exil gehen mussten, nur vor der Moneda steht seitlich ein Denkmal Allendes.








Die Santiago's sind stolz auf ihre kleine Wallstreet, das Bankenzentrum der Stadt mit Art-Deco Bauten à la New York und Empire- oder Jugendstil à la Paris. Hier tobten sich die Neoliberalen Chicago Boys des Milton Friedman bis Mitte der 80 ger Jahre aus, bis sie eine Finanzkrise, die den Chilenischen Staat 6 Mrd US$ für die Rettung der Banken kostete, wieder in die USA zurückspülte.






Auf der Plaza del Armas ist immer noch das "alte" Chile spürbar, doch das Neue nimmt immer mehr Raum ein.



Den Abend verbringen wir in Bellavista. Auffallend für uns die grosse Zahl Jugendlicher, die draussen auf der Strasse an Tischen seit dem Nachmittag sitzen und Literflaschen Bier leeren. Essen gehen wir in ein peruanisches Restaurant, mit gutem chilenischen Wein.

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