Montag, 10. November 2008

Mondtal und Morales - La Paz 11. Oktober 2008

Morgens werden wir wieder von unserer Reisebegleitung abgeholt und machen einen Ausflug ins Valle de la Luna, das Mondtal, eine eigenartige Landschaft entstanden durch Wasser- und Winderosion.

Beim Wandern durch die bizarren Formationen aus Sand sieht man immer neue Arrangements aus Zauberfiguren und Fabelwesen.

Auf dem Weg zurück ins Zentrum halten wir an einem Aussichtspunkt und haben den vollen Überblick auf diese Stadt, deren einzig Friedvolles ihr Name ist, wie uns unsere Begleiterin erzählt.


Beim Spaziergang um den Hauptplatz mit Kathedrale und Präsidentenpalast können wir die Einschußlöcher noch sehen, die von der Auseinandersetzung zwischen Militär und Polizei 2003 herrühren, in deren Folge der Präsident „Goni“ de Lozada dann gestürzt wurde. Ebenso können wir die Laterne vor dem Präsidentenpalast "bewundern" an der Präsident Gualberto Villarroel López am 21. Juli 1946, nachdem der Präsidentenpalast gestürmt worden war, sein Leben an einem Strick aushauchte.

Evo Morales hat sich also einen gefährlichen Arbeitsplatz ausgewählt und wird auf der einen Seite fast wie ein Heiliger verehrt, was wir an den Zeichnungen und Plakaten insbesondere auf dem Altiplano sehen können, aber auch abgrundtief verachtet. In politischen Fragen scheint es in Bolivien keinen Kompromiss zu geben.

Dagegen ist die Koexistenz der Gegensätze den Bolivianern keineswegs fremd. Dies wird im Viertel des Hexenmarktes deutlich, das direkt neben unserem Hotel liegt. In den Ständen und Läden werden alle Dinge, die man so für die tägliche Magie braucht, angeboten.
Ein handelsüblicher Geistergabenteller, den man je nach Zweck mit den Abbildern der gewünschten Effekte garniert, besteht als Basis immer aus kleinen Zucker und/oder Salzfiguren, Kräutern und einem getrockneten Lamafötus.

Aber auch Heiligenbildnisse und diverse Pülverchen zur Stärkung der Lendenkraft oder des Verlangens sind frei erhältlich und werden im gleichen Regal angeboten. Schwarze und weiße Magie, indigene und christliche Mystik existieren nebeneinander und miteinander.

Christliche Mystik und indigene Geisterwelt vereinen sich auch in den Bildnissen am Portal der Kirche St. Francisco. Die Künstler haben neben die christlichen Heiligen, Inkagötter und die Symbole der Schlange, des Puma und des Kondor gestellt.
So wird die Trinität des christlichen Glaubens in der Dreiteilung der indianischen Weltordnung manifestiert.

Glaubensfest muss man schon sein,
denn auch der weltliche Energiefluss in Form von Strom scheint auch nur mit göttlicher Hilfe zu funktionieren.

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